Lesbian Visibility Week

Im Rahmen der Lesbian Visibility Week, die vom 24. April bis zum 30. April stattfindet, haben wir eine Info-Reihe auf Social Media veröffentlicht. Nun kannst du auch hier das Wichtigste an Informationen über die lesbische Identität nachlesen.

Was bedeutet „lesbisch?“ – Bedeutung und Geschichte der Flaggen

Als lesbisch werden Frauen* bezeichnet, die sich zu anderen Frauen* oder zu sich mit Weiblichkeit identifizierenden nichtbinären Personen hingezogen fühlen. Demnach können sich auch nichtbinäre Personen als lesbisch identifizieren.

Du hast sicherlich schon mehrere Ausführungen der lesbischen Pride-Flagge gesehen, doch welche ist denn die offizielle? Die Antwort ist: Eine offizielle gibt es an sich nicht, doch es ist interessant, sich mit den verschiedenen Flaggendesigns und deren Entstehungshintergrund einmal auseinander zu setzen.

Labrys Flag von 1999

Die erste lesbische Flagge wurde von einem Mann namens Sean Campbell designt. Das schwarze Dreieck ist eine Anspielung auf das Symbol, das die Nazis sogenannten „Antisozialen Frauen“ zugeschrieben haben. Dazu gehörten u. a. Dieb*innen, Sexarbeiter*innen und lesbische Frauen. Die Axt repräsentiert Ermächtigung und Autarkie und die lila Farbe wird mit Femininität und lesbischer Liebe assoziiert.

Die Lipstick Lesbian Flag

Diese Flagge wurde von der Bloggerin Natalie McCray designt. Aufgrund der Farbwahl und dem Lippenstiftabdruck wird die Flagge mit Hyperfemininität in Verbindung gebracht. Viele aus der Community haben diese Flagge abgelehnt, da sie den Eindruck vermittelt, Butch Lesbians und nichtbinäre Personen auszuschließen. Über die Designerin selbst ist bekannt, dass sie mit rassistischen, transphoben und biphoben Kommentaren aufgefallen ist.

Alte Lesbian Flag ohne Lipstick

Es gibt auch eine Version der Flagge ohne Lippenstiftabdruck. Jedoch wird auch sie größtenteils eher abgelehnt.

Die lesbische Flagge aus 2018

Diese Flagge wird als weitaus inklusiver aufgefasst als die vorherige und sie wurde von Emily Gwen designt. Gender-Nichtkonformität wird hier durch das dunkle orange repräsentiert, während die beiden helleren Orangetöne für Unabhängigkeit und Gemeinschaft stehen. Weiß symbolisiert die einzigartige Beziehung zum „Frau-sein“. Die drei Pinktöne stehen (von oben nach unten) für Frieden, Liebe und Sex und Femininität.

2018-Flagge mit fünf Streifen

Von dieser Flagge gibt es auch eine vereinfachte Version mit nur fünf Streifen.


Herkunft des Begriffs und die Geschichte dahinter

Verglichen mit der Geschichte schwuler Männer ist lesbische Geschichte relativ wenig dokumentiert. Das Wort „lesbisch“ hat seinen Ursprung im antiken Griechenland: Lesbos ist eine griechische Insel, auf der die Dichterin Sappho geboren wurde. In ihren Gedichten hatte sie ihre Liebe und sexuelle Hingezogenheit zu anderen Frauen ausgedrückt, weshalb Sapphos Werke als die ältesten Dokumentationen lesbischer Geschichte gelten.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde insbesondere über männliche Homosexualität berichtet, weibliche Homosexualität bekam erst kaum Beachtung. Zunächst wurde weibliche Homosexualität durch Sigmund Freud pathologisiert und als „Inversion“ bezeichnet, was im Prinzip bedeutete, lesbische Frauen hätten „männliche Charakteristiken“. Zudem vertrat Freud die Idee eines „dritten Geschlechts“ im Zusammenhang mit der lesbischen Identität. Seine Interpretation der lesbischen Identität wurde von den meisten Psychoanalytiker*innen jedoch abgelehnt.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts kam einiges an lesbischer Fiktion auf den Markt. Das Buch „The Song of Bilitis“ beispielsweise hatte einen großen Einfluss auf die lesbische Kultur. In den 50er und 60er Jahren wurden lesbische Werke oft unter „verschlüsselten Titeln veröffentlicht, wie z. B. „Odd Girl Out“ oder „The Evil Friendship“ von Vin Packer. Darüber hinaus boten viele britische Schulgeschichten einen Platz für lesbische Fiktion. Seit den 80ern bekamen lesbische Personen immer mehr Sichtbarkeit, sei es in der Musik, in Comics, etc. Lesbische Erotik war insbesondere in der Photographie oder in literarischen Werken vertreten.

Lesbische Personen und Feminismus

Im Laufe der Geschichte waren viele lesbische Personen im feministischen Aktivismus involviert. In den 1970er und 1980er Jahren wurde mit dem Aufkommen des modernen Feminismus und der radikalen Feminismusbewegung der lesbische Separatismus beliebt, und Gruppen lesbischer Frauen schlossen sich zusammen, um in Gemeinschaftsgemeinschaften zu leben. Einige Personen bemerkten jedoch, dass sich in diesen Gruppen Stereotypen und die sie verstärkenden Hierarchien entwickelten, was sie schließlich dazu brachte, die Gruppe zu verlassen.

Es gibt eine Reihe von Forschungen zur lesbischen Sexualität, die zur Entlarvung negativer sexueller Stereotypen in lesbischen Beziehungen geführt haben. Ein Beispiel dafür ist der „lesbian bed death“, ein erfundener Begriff, der das angeblich unvermeidliche Nachlassen der sexuellen Leidenschaft in langfristigen lesbischen Beziehungen beschreiben soll. Diese Idee wurde von vielen lesbischen Personen jedoch abgelehnt, da sexuelle Leidenschaft in fast allen langfristigen Beziehungen nachlässt, unabhängig vom Geschlecht der beteiligten Personen.

Lesbische und trans* Personen

Die Beziehung zwischen dem Lesbentum und lesbisch identifizierten transgender Frauen erwies sich in der Vergangenheit oft als schwierig. Zwar nahmen viele lesbische Communities lesbische trans* Frauen mit offenen Armen auf, jedoch gab es auch immer welche, die trans* Frauen nicht akzeptierten. Dabei stand oft die Diskussion im Raum, wie man eine Frau oder den Begriff „lesbisch“ definiert. Nicht-inklusive Personen argumentierten oft damit, dass trans* Frauen sogenannte „konstruierte Frauen“ wären und erkannten ihre Identität weder als lesbische, noch als trans* Personen an.


Auch für lesbische Personen ist die Welt heutzutage ein sicherer Ort… oder?

Nein, leider ist das nicht so. Auch in Deutschland erleben lesbische Personen täglich Lesbenfeindlichkeit. Unter Umständen trauen sich lesbische Menschen deswegen nicht, mit ihrer Identität offen umzugehen.

Lesbenfeindlichkeit bedeutet Diskriminierung ggü. lesbischen Personen. Im schlimmsten Fall kann sich das in Form von physischer oder psychischer Gewalt äußern; andere Formen von Lesbenfeindlichkeit inkludieren beispielsweise Wut, Ablehnung, Ausgrenzung, Benachteiligung bei Wohnungs- oder Jobsuche, Vorurteile, etc.

Zudem hat Lesbenfeindlichkeit auch oft mit Sexismus zu tun. Dabei wird alles, was mit Weiblichkeit assoziiert wird, abgewertet, in vielen Fällen aber auch alles, das nicht dem klassischen Rollenbild einer Frau entspricht. Gerade dann sind lesbische Personen vermehrt sexistischen Äußerungen und Vorurteilen ausgesetzt.

Diskriminierung erfolgt auch mithilfe von Sprache. Im englischen Sprachgebrauch wurde, gerade in den 50er Jahren, das Wort „dyke“ abwertend für lesbische Personen benutzt. Auch die eigentlich neutrale Selbstbezeichnung „Lesbe“ hat heutzutage einen negativen Beigeschmack bekommen.

Viele lesbische Personen benutzen diese abwertend konnotierten Wörter dennoch als politische Selbstbezeichnung, als Widerstand gegen Lesbenfeindlichkeit und als Versuch, die Wörter wieder zu „reclaimen“.

Über internalisierte Lesbenfeindlichkeit

Viele lesbische Personen haben Probleme damit, sich selbst oder ihre Identität zu akzeptieren und offen zu zeigen. Verinnerlichte Lesbenfeindlichkeit äußert sich z. B. darin, sich selbst zu zwingen, sich zu Männlichkeit hingezogen zu fühlen, Angst vor den Reaktionen anderer auf die eigene Identität haben, das Gefühl haben, dass man das lesbisch-sein bloß vortäuscht oder sich übergriffig vorkommen, wenn man sich zu einer anderen Person hingezogen fühlt und mit ihr flirtet. Falls das nach dir klingt, keine Sorge: Du bist nicht allein.

Was sind nun Dinge, die man nicht zu lesbischen Personen sagen sollte?

Die nachfolgend vorgestellten Phrasen sind welche, mit denen viele lesbische Personen konfrontiert werden. Abgesehen davon, dass man sie mittlerweile schon viel zu oft gehört hat, sind sie zudem stereotypisierend bis hin zu unangebracht und invasiv. Neugier und Fragen stellen ist an sich gut – solange dies respektvoll erfolgt. Diese Sätze sollten allerdings besser vermieden werden:

„Na, wer ist denn der Mann in der Beziehung?“

„Du siehst gar nicht lesbisch aus./Du bist zu hübsch, um eine Lesbe zu sein.“

„Wie habt ihr eigentlich Sex?“

„Wenn ihr einen Strap benutzt, warum datet ihr nicht einfach gleich Männer?“

„Heißt das, dass du einfach Männer hasst?“

„Das ist doch nur eine Phase.“


Lesbische Aktivist*innen

Barbara Gittings

Barbara Gittings, eine amerikanische Aktivistin, hat die erste lesbische und Menschenrechtsorganisation „Daughter of Bilitis“ organisiert. Sie arbeitete mit Frank Kameny bei den ersten Streikposten zusammen, die sich gegen das Verbot der Beschäftigung von Homosexuellen durch die Regierung der USA wandten. Außerdem war sie Teil der Bewegung, die die American Psychiatric Association dazu brachte, Homosexualität nicht mehr als eine psychische Störung zu klassifizieren.

Kasha Jacqueline Nabagesera

Kasha Jacqueline Nabagesera ist eine Menschenrechtsaktivistin aus Uganda und Gründerin der LGBT+ Organisation „FARUG (Freedom & Roam Uganda)“. Trotz der enormen Gewalt gegen queere Menschen in ihrem Land kämpft Nabagesera weiterhin für die Rechte queerer Menschen in Uganda (z. B. wurde in einer Zeitung aus Uganda eine Liste queerer Menschen veröffentlicht mit dem Titel „Hang them“ – Nabageseras Name war dabei). Für ihre Arbeit hat sie internationale Anerkennung bekommen.

Jean Chong

Jean Chong ist Mitgründerin der Sayoni, eine queerfeministische Organisation in Singapur, die sich für die Rechte queerer Menschen einsetzt. Darüber hinaus ist sie eine der Anführer*innen der „ASEAN Sexual Orientation, Gender Identity and Gender Expression Caucus“. Sayoni wurde gegründet, da es zu wenig queere Personen in Führungspositionen in Singapur gab; außerdem hat eine genderdiversere Perspektive, was Organisationen angeht, gefehlt. Das macht Chong zu einer der Personen, die an der Front für die Rechte queerer Menschen in Singapur kämpft.

Beverly Palesa Ditsie

Die südafrikanische lesbische Aktivistin Beverly Palesa Ditsie hat im Jahre 1995 auf der 4. UN-Weltfrauenkonferenz in Peking über die Bedeutung der queeren Rechte im Kontext der Menschenrechte gesprochen. Sie war nicht nur die erste offen lesbische Frau, die vor den Vereinten Nationen sprach, sondern es war auch das erste Mal, dass die Vereinten Nationen offen auf queere Themen angesprochen wurden.

Audre Lorde

Audre Lorde war eine amerikanische Schriftstellerin, Feministin und Menschenrechtsaktivistin. Sie ist besonders für ihre Poesie mit ihrem markanten emotionalen Ausdruck und der Verarbeitung von sozialen Ungleichheiten, mit denen Lorde konfrontiert wurde. Außerdem war sie Mitgründerin des „Kitchen Table: Women of Color Press“, der erste US-Verlag für BIPOC-Frauen sowie der „Women’s Coalition of St Croix „, eine Organisation, die Opfer von sexuellem Missbrauch hilft.